Das Tor zum Paradies (Nr.66)
Der Soldat Nobushige fragte den Zen-Meister Bạch Ẩn:“Gibt es wirklich Hölle und Paradies?“
Der Meister: „Wer bist Du?“
Der Soldat:“bin ein Samurai“
„Du bist ein Samurai! Wer hat dich denn zum Samurai gemacht? Du siehst wie ein Bettler aus.“
Nobushige war wütend und hatte sein Schwert angefasst. Obwohl der Zen-Meister es bemerkt hatte, führte er weiter aus:“ Du hast auch ein Schwert! Es ist aber so stumpf, dass es mich nicht mal schneiden kann?“
Nobushige holte das Schwert aus der Scheide. Der Zen-Meister sagte: „Das ist die Hölle!“
Der Samurai hatte verstanden, steckte das Schwert in die Scheide zurück und verbeugte sich vor dem Meister.
Zen-Meister: „Das ist das Paradies“
(Zen-Geschichte: Das Tor des Paradies. Autor: DO Dinh Hong)
Nach dem Lesen dieser Geschichte, wissen wir, dass die Hölle und das Paradies überall vorhanden sind. Wir etikettieren ein Tor mit „Gier, Hass und Verblendung“, da es zur Hölle führt und das andere Tor mit „Wohlwollen (mettā), Mitgefühl (karuṇā), Empathie ((muditā), Gleichmut (upekkhā), das zum Wohlfühlen oder wie der Titel des Artikels: das Tor, das zum Paradies führt. Somit ist die Hölle oder das Paradies nur der Geisteszustand eines Menschen. Die Sechs Reiche der Reinkarnation und das Reich der Nicht-Wiedergeburt haben keinen festen Standort. Es sind nur die Aspekte des Geistes.
Wie nach dem Prinzip „auf gleicher Welle reiten“ suchen Menschen die Nähe zu Menschen, die ihnen ähnlich sind. Wer zum Beispiel gern Bier trinkt, trifft Leute, die auch Bier trinken mögen. Menschen, die aus derselben Region kommen, bleiben oft unter sich usw…
In einem Sutra hat Buddha seine Schüler über einen Gemeinschaftskarma gelehrt. Er saß in einer Halle und zeigte nach draußen, wo sich zwei Schülergruppen befanden. Die eine Gruppe, die eine Vorliebe für die Weisheit hatten, versammelten sich bei Sariputta, der als weisheitsmächtigster Schüler von Buddha galt, während die andere Gruppe, die eine Vorliebe für Geisteskräfte hatte, sich bei Mahaoggallana versammelte, der für seine übernatürlichen Kräfte bekannt war.
Daher ist es möglich, dass sich die Wurzelbewusstseine mit ähnlichem Karma in einem Reich versammeln, wie das Menschenreich zum Beispiel. Es soll Sechs Daseinsbereiche geben: Der Bereich der guten Götter (Devas), der Bereich der eifersüchtigen Götter (Asuras), das Menschenreich, das Tierreich, das hungrige Geisterreich und der Bereich der Hölle.
Jedes Reich hat seine eigene Zone, die die Lebewesen von einem anderen Reich nicht übertreten können. Zum Beispiel, auch wenn wir das Himmelsreich oder das Höllenreich besuchen wollen, können wir nicht einfach dort hingehen.
Unsere Aufgabe hier ist, wie wir unser Karma transformieren, um in guten Reichen, wie dem Himmel- oder dem Menschenreich leben zu können. Genauer gesagt, unseren Geist zu transformieren. Denn aus dem reinen, klaren Geist werden gute und klare Gedanken, freundliche, ehrliche Worte und angemessene Handlungen entstehen, die für sich selbst und andere von Vorteil sind. Dann werden die drei Karmas (Handlung-, Reden- und Gedankenkarma) reduziert, was den Geist ruhig, friedlich und harmonisch macht.
Daher konzentrieren sich alle Kultivierungsmethoden im Buddhismus auf das Ziel, den eigenen Geist zu transformieren, ihn wohlwollender, weniger egoistisch, weniger Unachtsam, weniger störend, weniger Anhaftend an die Außenerscheinung der weltlichen Phänomene zu machen. Zum Beispiel die Verhaltensregeln kontrollieren unsere Handlungen und unsere Rede. Zum Beispiel Übung von Annupassana-, um den Intellekt zu entwickeln, die Wahrheit des Lebens zu erkennen, damit man keine unpassende Reaktion auf unerwartete Ereignisse hat. Zum Beispiel Samadhi, um den Geist ruhig zu halten, damit er nicht an den weltlichen Phänomen anhaftet. Zum Beispiel Weisheit (Vipassana), um die kognitiven Erkenntnisse zu erlangen, damit man das Objekt immer neutral wahrnimmt. (Yathabhuta). Zum Beispiel Prajñā, um zu verstehen, dass die Essenz des Lebens leer und illusorisch ist, damit man nicht mehr daran festklammert und somit wird man befreit und erlöst.
Versteht man den Kern der Übungen, kann man selbst eine passende Technik für sich aussuchen und von dort aus seinen spirituellen Weg weiter verfolgen.
Wichtig ist es also, sich von der Tür zur Hölle fernzuhalten und sich der Tür zum Himmel anzunähern, wie es der Zen-Meister Bạch Ẩn oben erwähnt. Der erste Schritt ist, den weltlichen Geist mit Gier, Hass und Verblendung zu transformieren, um einen klaren, gutmütigen Geist zu erhalten. Dann ist man sozusagen ein Erwachender, der zwei Reisegepäcke, Barmherzigkeit und Weisheit hat, die für ihn und für die anderen nützlich sind.
Das bedeutet, dass alle Übungstechnik wie Annupassana, Samatha, Samathdhi, Vipassana gleichwertig sind. Keine ist besser oder leichter zu erreichen als die andere. Alle führen zu dem gleichen Ziel. Jedoch mit unterschiedlichen Bedingungen:
Hier möchte ich noch etwas näher erläutern
Grundregeln: Kein Lebewesen zu töten oder zu verletzen, Nichtgegebenes nicht zu nehmen, Nicht zu lügen oder unheilsam zu reden, Keine unheilsamen sexuellen Beziehungen zu pflegen und sich im rechten Umgang mit den Sinnen zu üben, Das Bewusstsein nicht durch berauschende Mittel zu trüben usw. Es sind zwar die ersten Schritte aber wenn man die streng einhält, wird man als anständig und vorbildlich angesehen. Wenn man kein Fehlverhalten mehr in der Handlung und in der Rede hat, bedeutet das, dass der eigene Geist ruhig ist. Seine Gedanken halten langsam an und wenn man so fleißig weiter übt, wird dieser Zustand in das Gehirn eingeprägt. Man hat dann eine kognitive Erkenntnis und das ist eine wortlose Erkenntnis. Das ist das primäre Samadhi. Samadhi durch rechtes Verhalten.
Von nun an lebt man harmonisch mit allen Lebewesen und der Umwelt. Das heißt, man ist befreit. Man hat kein Leid mehr.
Achtsamkeit: Man sucht für sich ein Übungsobjekt aus. Meistens werden die Vergänglichkeit und die Kausalität als Thema ausgewählt. Wenn man diese versteht und die gewonnenen Erkenntnisse in das alltägliche Leben umsetzt, wird der Geist vor den Lebensumständen ruhig und gelassen bleiben, da man ja nun das Naturgesetz versteht. Das ist Samadhi. Wir wissen ja, dass Samadhi verschiedene Stufen hat. Vom einfachen bis in die tiefen, unerschütterlichen Samadhi.
Samadhi: Man erkennt, dass alle weltlichen Phänomene verschiedene Formen, verschiedene Erscheinungen und verschiedene Qualität haben, die sich jedoch dauernd ändern. Ebenso sind die Regeln, Annupassana, Samatha und Samadhi. Sie ändern sich auch ständig. Daher kann man nicht behaupten, in welcher Samadhi-Stufe man gerade sei. Diese Stufe ist nur der momentane Geisteszustand. Da der Geist aber wie eine Wasserströmung ist, die ständig fließt, kann man nicht genau feststellen, ob und an welcher Stelle sie absolut keine Welle oder keinen Wasserwirbel hat. Die Stufen des Samadhis wurden nur von Menschen aufgeteilt. Da die Gedanken aber noch viel schneller und komplexer als das Wasser fließen, hat Buddha die Aspekte des Geistes in folgende 4 Abschnitte unterteilt:
Da das Samadhi ein momentaner Zustand des Geistes ist, ist es quasi das Bewusstsein und der Zen-Meister hat dieses Bewusstsein auch in 4 Stufen geteilt:
Es ist eine kognitive Erkenntnis.
Weisheit: wir teilen Weisheit vorübergehend in Vipassana und Prajna. Die weltlichen Phänomene objektiv wahrnehmen. Gedanke hält an. Wenn wir diese Übung öfter machen und unser Geist bleibt dabei dauernd ruhig, dann haben wir das Samadhi erreicht. Übungsthema sind Yatha-Bhuta, Leerheit, Illusion, Soheit und bevor wir das Samadhi erreichen, haben wir bereits Erkenntnis über die Buddha-Natur der Phänomene. Das heißt, wir haben eine Einsicht. Wir benennen die einfach: Einsicht von Yatha-Bhuta, Leerheit-Einsicht, Illusion-Einsicht und die Soheit-Einsicht.
Nachdem wir die Theorie verstanden haben, praktizieren wir das wortlose Wissen. Wenn der Zustand des wortlosen Wissens gefestigt wird, werden alle Erfahrungen von diesem Zustand im Gehirn aufbewahrt. Durch Einprägung von dem Zustand des wortlosen Wissens haben wir eine kognitive Erkenntnis. Von nun an erkennen wir zum Beispiel sofort, was ein Yatha-Bhuta ist. Der Geist ist in dem Zustand so wie er ist (Mind-as-such). Man kann den Zustand nicht beschreiben. Man sieht, was man sieht und wortlos.
Daher führen alle Übungen, Regeln, Annupassana, Samadhi und Vipassana zum gleichen Ziel: Vipassana. Vielleicht fragt dann einer, was ist mit Samatha? Samatha ist der erste Schritt des Samadhi. Hier fängt der Geist an zu halten. Bevor man Samadhi hat, hat man bereits Samatha.
Schlussfolgerung: Wovon ist das Tor zum Paradies oder zur Hölle abhängig? Von uns selbst. Wir sind der Herr unseres Lebens.
Es läuft seit Jahren so. Wie wir das Leben wahrnehmen, hängt es von unserem Geisteszustand ab. Ob wir es mögen oder nicht mögen, ob wir es lieben oder hassen, die Entscheidung treffen wir immer selbst.
Sunyata Buddhistisches Zentrum, den 07.09.2021
TN
Übersetzung ins deutsche von Quang Dinh
Link zum Vietnamesischen Artikel:
https://www.tanhkhong.org/a1287/triet-nhu-ttvn66-