Kognitive Erkenntnis und Regel – Samadhi – Weisheit (Nr. 4)
Kognitive Erkenntnis ist ein vollkommen klares Wissen über ein Phänomen, ein Ereignis oder eine Sache, das durch Studium, Beobachtung und Erforschung entsteht. Dann setzt man dies gewonnene Wissen in die Praxis um, um zu erfahren, ob das man bisher studiert und praktiziert hat, richtig oder nicht richtig ist. Durch häufige Anwendung dieses Wissens, sowohl in der Theorie und als auch in der Praxis im alltäglichen Leben, entsteht eine kognitive Erkenntnis in unserem Geist.
Ein guter Tennisspieler hat zum Beispiel gute Kenntnisse über Tennisspielen, weil er die richtige Theorie und Schlagtechnik beherrscht und regelmäßig geübt hat, so dass er in der Lage ist, angemessene Reaktionen im Spiel durchzuführen. Wir sagen: „er hat kognitive Erkenntnisse vom Tennisspielen“. Als Gegenbeispiel ein zu schnell fahrender Wagen auf Autobahn wurde von Polizei gestoppt und der Fahrer bestraft, weil er die Geschwindigkeitsbegrenzung missachtet hat. Dann können wir sagen: „Er hat keine oder fehlende kognitive Erkenntnisse vom Autofahren.“
Richtige Erkenntnisse führen also zu guten Ergebnissen, falsche Erkenntnisse führen zu schlechten Ergebnissen. Aber wie entsteht ein falsches Wissen? Weil unsere Wahrnehmung oft nicht genug objektiv ist. Weil wir fahrlässig sind oder weil wir einfach die Vorschriften missachten. Solange wir noch einen weltlichen Geist haben, der mit Verlangen, Wünschen und Hass gefüllt ist, ist unsere Wahrnehmung oft nicht richtig.
In unserem täglichen Leben spielt die Wahrnehmung eine sehr wichtige und notwendige Rolle. Um gute Ergebnisse zu erzielen, muss man eine richtige Wahrnehmung haben. Aber was ist denn die richtige Wahrnehmung? Eine korrekte Wahrnehmung widerspricht nicht dem Gesetz, der Moral und den guten Traditionen der Gesellschaft und Religion. Sie ist für uns nützlich und für die anderen nicht schädlich.
Die Wahrnehmung steuert unsere Gedanken, unser Reden und unsere Handlungen. Oft sind wir uns dessen aber nicht bewusst. Deshalb ist unser Geist instabil. Manchmal sind wir glücklich und manchmal sind wir traurig. Traurig, weil wir keine richtige Lebenseinstellung haben. Wir haben das Naturgesetz des Lebens und der weltlichen Phänome noch nicht verstanden.
Wenn wir aber anfangen, über das Leben nachzudenken, sind wir schon erwacht. Wir wenden uns zu dem Dharma und fangen an, die Lehrreden des Buddhas zu studieren.
Die absoluten Wahrheiten, die sich über Zeit und Raum nicht ändern und die der Buddha vor Jahrtauschenden erkannt hat, sind nicht etwas Geheimnisvolles ist, das wir in der Ferne suchen müssen. Sie sind einfach die Realität, die vor unseren Augen existiert. Jeder kann sie sehen. Sie sind nicht versteckt.
Wenn wir genau beobachten, werden wir sie erkennen. Warum ist diese Pflanze grün und gesund, während die andere trocken und verwelkt ist? Weil ihr eventuell Wasser fehlt? Warum ist diese Person so nett und freundlich während die andere so leicht beleidigt und verletzt ist? Vielleicht wurde die eine liebevoll und fürsorglich erzogen während die andere keine günstigen Lebensumstände hatte? Wir werden uns dann an das Naturgesetz erinnern, das Buddha vor vielen Jahren erkannt hatte, nämlich die Kausalität. Alles auf dieser Welt entsteht durch das Prinzip von Ursache und Wirkung; alles entsteht aus unzähligen Ursachen und unzähligen Wirkungen.
In diesem Bewusstsein können wir folgende, tiefe kognitive Erkenntnisse entwickeln:
Daher ist das Wissen über weltliche Wahrheiten nur eine subjektive Wahrnehmung.
Wir haben ja die Lehrreden des Buddhas studiert. Also warum leben wir immer noch in Kummer, warum sehnen wir uns immer noch nach trivialen Dingen im Leben? Warum wollen wir immer noch an den Dingen anhaften, die nicht wirklich existieren? Das ist so, als würde man versuchen, Wasser mit bloßen Händen festzuhalten.
Nun erkennen wir das Lebensgesetz und begeben uns auf die Reise, um das wahre Glück zu finden. Gibt es etwas auf der Welt, was nicht wie Wasser aus unserer Hand weg fließt? Und wie können wir uns und alle anderen Lebenswesen in ein dauerhaftes, friedliches und glückliches Leben versetzen?
Als erstes halten wir uns an die fünf folgenden Verhaltensregeln:
Wir halten unsere Gedanken, unsere Reden und unser Handeln rein. Wir vermeiden unmoralische Taten. Als weitere Schritte bemühen wir uns ständig, um die gesunden Gedanken, gesundes Gerede und gesunde Handlungen beizubehalten.
Zu Beginn der Spirituellen Praxis ist es auch notwendig, Kenntnisse über Dinge zu haben, um beurteilen zu können, was schlecht ist und was gut ist. Mit anderen Worten: wir müssen uns an die Verhaltensregeln halten. Dies ist ein sehr wichtiges Element, das zu Frieden und Gelassenheit führen kann und zu einem Leben mit seelischer Zufriedenheit, ohne Intrige, ohne Sorgen, ohne Angst und ohne Reue. Dadurch werden die Barmherzigkeit, das Mitgefühl, die Freude und der Gleichmut entstehen. Wir gehen freundlich und behutsam mit jedem um, wir helfen, wo wir helfen können. Wir teilen das Glück und die Freude mit anderen Menschen. Und wie wir feststellen werden, allein durch die Einhaltung der fünf Verhaltensregeln haben wir bereits, Gier, Wut, Stolz, Eifersucht und Neid unter Kontrolle.
Unheilsame und böse Gedanken treten nach und nach aus dem Geist aus. Unser Geist wird friedlicher, freier und haftet weniger an weltlichen Phänomenen. Ab hier haben wir einen stillen Geist, ein Samadhi und von hier aus wird sich unsere Weisheit immer mehr und mehr weiterentwickelt. Wir betrachten das Leben objektiver, so wie es wirklich ist. Wir haben keinen verzerrten Gedanken mehr, kein Urteil, keine Kritik und keinen Hass mehr. Wir erzeugen kein schlechtes Karma mehr. Der Gleichmutsgeist ist der edelste Geist, der in die Gleichheit der Natur eingeht und der in der undifferenzierten Weisheit bleibt.
Heute haben wir einen Weg gefunden, der mit der Zuflucht zu den Drei Juwelen und die Einhaltung der fünf buddhistischen Grundregeln beginnt. Einige von uns haben bereits die Zuflucht zu Buddha und die fünf Grundregeln angenommen. Hat einer von euch schon mal die Frage gestellt: "Warum habe ich trotz eifrigem Praktizieren keine spirituellen Fortschritte gemacht? Und hat eventuell eine Antwort darauf gefunden? "
Die Antwort ist einfach, da wir uns wahrscheinlich der Bedeutung der Zuflucht zu den Drei Juwelen und der Einhaltung der fünf Verhaltensregeln nicht bewusst genug sind.
In diesem kurzen Artikel werde ich nicht mehr die Bedeutung der Zufluchtszeremonien und der Einhaltung der fünf Grundregeln wiederholen. Es ist aber erwähnenswert, dass die meisten Menschen diese Bedeutung und Notwendigkeit der Zeremonien nicht vollständig erkannt haben. Kurz gesagt, der Zweck dieser Zufluchtnahme besteht darin, dass wir einen Bodhi-Samen in den Boden unseres eigenen Geistes einpflanzen.
Dieser gute Bodhi-Samen wird sich, wenn er sorgfältig gepflegt und ernährt wird, zu einem gesunden Baum entwickeln, der uns und den anderen Menschen von Nutzen sein wird.
Darüber hinaus bilden die fünf Grundregeln die Grundlage für eine würdige menschliche Persönlichkeit. Wenn wir sie ständig aufrechterhalten, sind wir auf dem besten Weg, uns selbst und andere vom Leiden zu befreien und unseren Geist zu transformieren.
Samadhi ist das Erfolgsergebnis der Regeln und Weisheit das Erfolgsergebnis von Samadhi. Mit anderen Worten, in den Regeln befindet sich bereits der Samen von Samadhi und der Weisheit.
Wenn einer sich entscheidet, seinen spirituellen Weg durch das Samadhi -Tor zu betreten, dann müsste er festgestellt haben, dass in der Samadhi bereits Keimen von Regel und Weisheit liegen.
Samadhi ohne Weisheit ist eine Mattheit. Samadhi ohne Einhaltung der Regeln ist ein falsches Samadhi. Daher, wenn wir also bei der Zufluchtnahme nicht die fünf Verhaltensregeln aufrechterhalten können, brauchen wir nicht über das Erlangen von Samadhi oder Weisheit zu diskutieren, da es zu vage ist.
Fazit: Egal welchen spirituellen Weg wir auswählen, wir müssen uns selbst auf die Probe stellen, ob wir alle drei erforderlichen Voraussetzungen: Verhaltensregeln, Samadhi und Weisheit gleichzeitig erfüllt haben? Dies ist der einzige Weg, der zur Befreiung führt.
Sunyata Buddhistisches Zentrum, den 02-06-2021
TN
Übersetzung ins deutsche von Quang Dinh