Sunyata Meditation Sangha Stuttgart


Lehre-DE-14

Barmherzigkeit- Weisheit- Tapferkeit

Unsere Vorfahren haben oft Buddha als einen perfekten Menschen betrachtet, der mit den drei Tugenden Barmherzigkeit, Weisheit und Tapferkeit gesegnet ist. Heute versuchen wir herauszufinden, was diese drei Tugenden sind und wie wir sie erreichen können. Dies ist noch ein Weg dem wir unseren Buddha folgen.


Die erste Tugend ist die Barmherzigkeit. Barmherzigkeit, einfach zu verstehen, ist der Wille, der anderen zu helfen, Trauer und Leiden zu überwinden, Grundbedürfnisse, bescheidene Wünsche zu erfüllen


Wir sprechen oft zusammen über bedingungslose Liebe und Mitgefühl. Bedingungslose Liebe ist ein Gefühl der freundlichen Zuneigung. Liebe und Wertschätzung gegenüber anderen ermöglichen uns, eine harmonische und gleichberechtigte Beziehung zu allen Menschen und zu allen Wesen aufzubauen. Bedingungslose Liebe und Mitgefühl sind eng miteinander verbunden. Bedingungslose Liebe ist eine Grundlage, die das Mitgefühl hervorbringt. Um Mitgefühl mit Gleichmut zu haben, müssen wir zuerst eine bedingungslose Liebe haben.


Ein Mitgefühl alleine, ohne bedingungslose Liebe, ist kein wirkliches Mitgefühl. Ebenso eine bedingungslose Liebe ohne Mitgefühl ist keine echte bedingungslose Liebe. Und aus dem Mitgefühl und der bedingungslosen Liebe entsteht die Wohlsein, die an die Freude eines anderen aufrichtig anteilnimmt: - Wenn man sieht, dass der eine erfolgreich und glücklich ist, freut man sich aus dem ganzen Herzen für ihm.


Obwohl wir hier nur über das Wort Barmherzigkeit sprechen, sprechen wir gleichzeitig über alle vier edlen Tugenden des Geistes, nämlich über das Mitgefühl - die Barmherzigkeit -die Mitfreude und die Gleichmut.


Gleichmut bezieht sich auf einen ruhigen Geist, der nicht von Lebensereignissen beeinflusst wird. Es ist also der Zustand einer rechten Versenkung oder eines richtigen Samadhis), eines unbeweglichen und befreiten Geistes.


Ein gleichmütiger Geist ist die Grundlage eines vollständig befreiten Geistes (eines objektiven und gleichberechtigten Geistes). Aus Gleichmut in einem stillen und unerschütterlichen Geist entstehen die Barmherzigkeit, das Mitgefühl und die Mitfreude.  

Diese vier reinen Geistestugenden sind das spirituellen Gepäck der Buddhas, der heiligen Schüler der Buddhas und die Bodhisattwas. Sie benutzten es, um sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen. Sie helfen diesen Schülern und Bodhisattwas, ihre moralischen Werte zu perfektionieren, sind aber auch für Laien wertvoll.


Die zweite Qualität ist die Weisheit. Einfache Definition von Weisheit ist das Wissen. Hier sprechen wir aber über die Weisheit des Buddhas, was in den Sutren als Gewahrsein bezeichnet wurde, Dinge so kennen, wie sie sind, Dinge so sehen, wie sie sind. Ein vollkommenes, klares Erkenntnisse über die weltlichen Phänomenen.


Nichts ist ihnen unbekannt. Es ist die Erleuchtung. Die Erleuchtung der Buddhas ist ultimativ und wird daher als höchste Erleuchtungsstufe genannt. Das ursprüngliche Sanskrit-Wort der Erleuchtung bedeutet, dass alle erleuchteten Buddhas gleichwertig sind und haben die gleiche Erleuchtung erlangen. Diese Weisheit manifestiert sich in einer außergewöhnlichen Fähigkeit, die zum Lehren des Dharmas verwendet wird.


Die Weisheit des Buddhas ähnelt der Natur des Gewahrseins. Diese Weisheit kommt nicht aus dem Lernen von Büchern sondern entsteht aus einer inneren Erfahrung. Daher wird die manchmal auch Weisheit aus der Buddha-Natur genannt. Also Buddha-Natur kommt von sich selbst und nicht durch Lernen. Manchmal sagt man auch von einem Gewahrsein. Gewahrsein beinhaltet keine Bewertung und keine Unterscheidung. Anders als Wissen. Wissen ist eine Funktion des weltlichen Geistes. Es unterscheidet einen klaren Unterschied zwischen zwei Objekten oder zwei Lebenswesen. Dadurch verhalten wir uns gegenüber Verwandten anders als gegenüber einen Fremden, gegenüber Menschen, die freundlich sind anders als gegenüber Menschen die unfreundlich sind. Unter diesem Gesichtspunkt verursacht Wissen oft Kontroversen, Streitigkeiten, Konflikte, Kriege und Leiden. Daher ist der Geist ohne Unterscheidung gleich wie die Weisheit der Erleuchteten.


Welche Wahrheiten werden verwirklichen, wenn man erleuchtet wird und welche Gleichheit wird hier erreicht? Man erkennt alle absoluten Wahrheiten des Lebens. Es sind folgende Wahrheiten:


  • Vergänglichkeit
  • Konflikt oder Leiden
  • Nicht Selbst
  • Kausalität
  • Leerheit
  • Illusion
  • Soheit
  • Gleichheit


Die dritte Tugend ist die Tapferkeit. Die weltliche Tapferkeit unterscheidet sich von der Tapferkeit des Buddhas oder der Erleuchteten. Menschen, die ihre Familie beschützen, für ihre Heimat kämpfen, die den Angreifer besiegen, gelten als Helden. Wir haben dieses alte Sprichwort, das sagt:


"Wir, die weltliche Menschen, haben viele gemeinsame Dinge,

unterscheiden uns nur über eine heldenhafte Tätigkeit. "


Im Gegenteil, der Mut des Buddhas besteht darin, geduldig zu sein und alles zu ertragen, was ihm das Leben bringt. Obwohl es Ungerechtigkeiten gibt, gibt es keine Rechtfertigung. Buddha hatte in seinem Leben viele Verhaltensweisen aus diesem außergewöhnlichen Mut, die nur wenige gewöhnliche Menschen wie wir es sind, nachvollziehen können.


Zum Beispiel:

  • Er wagte es, seine familiären Bindungen abzubrechen und seine Eltern, seine Frau und seinen Sohn zu verlassen, die ihn immer noch liebten und schätzten.
  • Er wagte es, ein opulentes Leben im Palast aufzugeben.
  • Er wagte es, einen zukünftigen Thron aufzugeben.
  • Als er sich täglich für den Almosengang entschied, wagte er es, sich unter der unterste Stufe einer Gesellschaft zu werfen, die stark von einer strengen Kastenteilung betroffen war.
  • Er führte ein asketisches Leben tief in den Wäldern, ohne den minimalen Komfort materiellen Lebens.
  • Während seiner 45-jährigen Lehrtätigkeit hatte er manchmal nichts zu trinken und nichts zu essen. Oft wurde er oft verleumdet, demütigt, kritisiert und sogar gehasst. 
  • Unabhängig von der Wetterlage wanderte er barfüßig und barhäuptig von Ort zu Ort


Kurz gesagt, dieser Mut muss von einem großen Individuum kommen, das mit einer außergewöhnlichen Willenskraft hat. Man kann auch sagen, dass dieser Mut aus der Weisheit und der Barmherzigkeit stammen muss.


Hätte man keine tiefe Erkenntnis von der Natur der Dinge gehabt, hätte man nicht gewagt, diese außergewöhnliche Tat zu tun. Ähnlich wäre es sehr schwierig, ohne die Barmherzigkeit, so außergewöhnlich mutig zu reagieren.


Also lässt es sich sagen, dass Mitgefühl, Weisheit und Tapferkeit nicht getrennt werden können. Alle diese drei Tugenden sind eine Einheit.


Sobald es eine vollständige Barmherzigkeit gibt, gibt es eine vollständige Weisheit und Tapferkeit.


Sobald es eine vollständige Weisheit gibt, gibt es automatisch eine vollständige Barmherzigkeit und Tapferkeit.


Sobald es eine vollständige Tapferkeit gibt, gibt es eine vollständige Weisheit und Barmherzigkeit.


Barmherzigkeit-Weisheit-Tapferkeit sind die großen Persönlichkeitsmerkmale eines vollständigen Erleuchteten.


So können wir dem Beispiel Buddhas folgen und trainieren uns selbst, diese drei Tugenden zu pflegen, damit die gedeihen und allmählich in die Tiefe, Fülle und Größe zusammen wachsen und um das zu verwirklichen, müssen wir täglich folgendes üben:


  • Barmherzigkeit: guten Tat machen, egal ob es sich um einer kleine oder einer große Tätigkeit handelt. Wenn jemand zum Beispiel Hilfe braucht, helfen wir ihm von ganzem Herzen, alles was wir können. Manchmal reicht es schon mit einem freundlichen Lächeln zum richtigen Zeitpunkt oder einen aufrichtigen Trost durch ein Wort oder eine Geste zu spenden. Manchmal reicht es, ein Gericht für die Familie mit Freude zu kochen.


  • Weisheit: wir hören regelmäßig auf den Dharma, um ihn zu verinnerlichen und denken darüber nach, was Buddha uns damit lehrte und mit diesen Lehren praktizieren wir im Alltag Wir lesen keine weltlichen Bücher oder sehen keinen Filme mehr, die unseren Geist verwirren. Wir richten unseren Geist nicht nach außen und suchen nach externen Dingen, nach denen sich die weltlichen Menschen sehnen, wie Reichtum, Schönheit, Privileg, Ruhm, übermäßiges Essen, Schlafen oder Unterhaltung usw. Wir lassen uns nicht von der Vergangenheit oder von der Zukunft ablenken. Wir mischen uns nicht in die Angelegenheiten eines anderen Menschen ein. Wir pflegen ein stilles und objektives Bewusstsein in unseren täglichen Aktivitäten.


  • Tapferkeit (Standhaftigkeit): wir akzeptieren alles, was uns passiert, ohne uns zu beschweren, zu ärgern oder zu frustrieren. Wir ertragen die Hitze oder die Kälte des Wetters ohne sich zu beklagen. Wir akzeptieren die Kritik und ändern uns. Sobald wir uns entschieden haben, den spirituellen Weg zu beschreiten, sollen wir den vorwärts- und nicht rückwärtsgehen.


Ich habe euch oben eine einfache Technik der spirituellen Praxis vorgestellt. Ich erwähnte hier nicht an die Technik, die wir bereits kennengelernt haben wie Kontemplation, Gelassenheit, Gewahrsein (Samadhi), Weisheit oder die vier edlen Wahrheiten.


Mitgefühl, Weisheit und Tapferkeit sind praktische Ergebnisse der Errungenschaft Buddhas. Wir können ruhig auf sie setzen. Wir brauchen keine Angst zu haben, den Fehler zu machen oder in die Irre zu gehen. Jedes Mal, wenn wir einer ungewöhnlichen Krise im Leben geraten und nicht mehr wissen, wie wir damit umgehen sollen, sollen wir uns einfach an das Beispiel Buddhas dran erinnern. So werden wir eine geeignete Lösung finden, die Buddha in der Vergangenheit auch verwendet hat.


Für immer sind Buddha und die Sangha leuchtende Beispiele, denen wir folgen sollen.

Sunyata Buddhistisches Zentrum, den 14.04.2021

TN 

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