Richtig and Falsch
Als Zen-Meister Bankei einen siebentägigen Retreat abhielt, nahmen Schüler aus vielen Teilen Japans teil. Während eines dieser Treffen wurde ein Schüler beim Stehlen erwischt. Der Vorfall wurde Bankei mit der Bitte vorgetragen, den Täter auszuweisen. Bankei ignorierte den Fall jedoch.
Der Schüler wurde erneut in eine ähnliche Tat verwickelt und ebenfalls wie zum ersten Mal wurde dieser Vorfall diesmal auch von Bankei ignoriert. Diese Untätigkeit ärgerte die anderen Schüler, und sie schrieben ein Gesuch, in dem sie die Entlassung des Diebes forderten und erklärten, daß sie andernfalls alle zusammen fortgehen würden.
Als Bankei das Gesuch gelesen hatte, rief er alle zu sich. Er sagte:
„Ihr wißt, was recht ist und was nicht recht ist. Geht woanders hin, um zu studieren, wenn ihr wollt, aber dieser arme Bruder kann nicht einmal zwischen recht und unrecht unterscheiden. Wer wird ihn unterrichten, wenn ich es nicht tue? Ich werde ihn hier behalten, selbst wenn ihr anderen alle geht“.
Ein Strom von Tränen läuterte das Gesicht des Bruders, der gestohlen hatte. Jegliches Verlangen zu stehlen war ihm vergangen.
Nachdem ich diese Geschichte gelesen hatte, stellte ich fest, dass sich die Perspektive eines Zen-Meisters von der Perspektive der weltlichen Menschen unterscheidet.
In Wirklichkeit ist Stehlen eine schlechte Tat, da es ein Akt der Gier und Unehrlichkeit ist. Unsere soziale Moral verbietet uns zu stehlen, die Vorschriften des Buddha klassifizieren es auch als ein grundlegendes Fehlverhalten eines praktizierenden Anfängers. Die Schüler des Zen-Meisters Bankei hatten Recht mit ihren Gedanken und Reaktionen. Wenn eine Person schlechte Taten begeht, muss sie bestraft werden und wir müssen uns von bösen Menschen fernhalten, sie als schlechte Freunde sehen.
Dies ist jedoch eine oberflächliche Ansicht des Vorfalls. Genannt als Ansicht des weltlichen Geistes, es gehört der weltlichen Wahrheit.
Wenn wir auf unserem spirituellen Weg weiter vorankommen und mehr spirituelle Weisheit erlangen, verstehen wir, dass sich alle Ereignisse auf der Welt ändern können. Wenn sich die Bedingungen zu einem bestimmten Zeitpunkt ändern, wird sich alles ändern. Das Verhalten von Gier und Unehrlichkeit wird sich ebenfalls ändern, es endet, wenn nicht genügend Bedingungen vorliegen. Dies ist die konventionelle Wahrheit der spirituellen Weisheit (P: paññā, S: prajñā).
Zen-Meister Bankei war in der Tat ein wahrer Zen-Meister, seine Einsicht war tiefgreifend und aufgeschlossen. Er hatte ein gründliches Verständnis für die Leere aller Weltphänomene. Die Natur der Sünde ist leer, die Sünde existiert und doch ist sie eine vergängliche Illusion, auch besitzen alle Sünden die Natur von Unbeständigkeit, von Vergehen, von Loslassen von Gier, von Aufheben, von Befreiung und von Nirvana.
Unsere früheren Zen-Großmeister sagten immer: "Leiden ist Bodhi." In ihrer wesentlichen Natur sind alle Phänomene gleich. Folglich hat das Vajra-Diamant-Sutra erkündet: "Alle Phänomene sind Buddhas Lehre".
Der japanische Zen-Meister Bankei hat mit seinem Geist voll liebender Güte und seiner Weisheit dazu beigetragen, den Geist seines Schülers zu verändern. Wenn wir uns selber noch nicht verändern können, liegt es daran, dass wir noch nicht genug spirituelle Weisheit besitzen. Infolgedessen können wir die anderen nicht verändern, da wir noch nicht genug spirituelle Weisheit; Güte und Mitgefühl hatten.
Meisterhalle, 6. Januar 2021
Bhikkhuni Triệt Như - Worte aus dem Herzen - Post 87
11.04.2021: Übersetzt ins Deutsche von Minh Tuyền